Alphornspiel und Jodel gehören zur Alpenkultur

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Musikalisches Erbe

Alphornspiel und Jodel gehören zur Alpenkultur. Vermutet wird, dass sie sich in ihrer langen Geschichte gegenseitig beeinflusst haben. Wie, das untersucht ein Forschungsteam der Hochschule Luzern.

Forschen in der Musikinstrumentensammlung Willisau

Es misst zwei Meter und 64 cm, ist mindestens 120 Jahre alt, mit Tannenwurzeln sowie Weidenrutenumwickelt, im Grundton B spielbar, vermutlich aus der Innerschweiz und hat sogar – selten für diedamalige Zeit – einen kleinen Zwillingsbruder. Dieses Alphorn aus der MusikinstrumentensammlungWillisau ist eines von vielen, das Raymond Ammann, Andrea Kammermann und Yannick Wey in denletzten zwei Jahren genau untersucht haben.

Das Forschungsteam möchte in einem vom Schweizerischen Nationalfonds finanzierten Projekt herausfinden, ob und wie sich Alphornspiel und Naturjodel im Laufe ihrer Geschichte gegenseitig beeinflusst haben. «Es gibt teils sehr klare Parallelen, wie etwa den berühmten Jutz aus dem Muotathal, der wie der Büchel, eine kleinere Variante des Alphorns, klingt», sagt Ammann. Jedoch seien diese Zusammenhänge oft regionaltypisch oder zeitlich begrenzt.

Vom Lockruf für Kühe zum alpenländischen Kulturgut

Vermutet wird ein gemeinsamer Ursprung von Alphorn und Jodel im jahrhundertealten «Kuhreihen». Mit diesem jodelähnlichen Gesang trieben Sennen und Hirten früher ihr Vieh zusammen oderberuhigten es beim Melken. «Er wird oft als frühe Form von Alphornmelodien gesehen», erklärt Ammann. Der Musikethnologe und seine beiden wissenschaftlichen Mitarbeitenden Andrea Kammermann – sie ist vor allem für die Instrumentenkunde zuständig – sowie Yannick Wey – er führt Klanganalysen durch – haben inzwischen unzählige literarische Quellen, Notenmaterialien und Bilderstudiert. Zudem haben sie selbst Tonaufnahmen gemacht und alte angehört. Das Alphornbesitzt keine Klappen, Züge oder Ventile, und die Rohrlänge ist nicht veränderbar. «Daher ist es bezüglich bespielbarer Töne auf die Naturtonreihe beschränkt», so Ammann und ergänzt:«Interessanterweise beschränkt man

sich auch beim Jodeln häufig auf die gleichen Tonstufen wie beim Alphornspielen. » Dabei scheint besonders ein Ton, der typischerweise auf dem Alphorn gespielt wird, eine besonders heisse Spur zu sein: das sogenannte «Alphorn-Fa». In bestimmten Gegenden der Schweiz wird es auch von Jodlern verwendet. Am diesjährigen Eidgenössischen Jodlerfest in Brig wurde gar ein kleines Experiment damit gemacht. Besucherinnen und Besucher sollten anhand von Klangbeispielen sagen, ob eine Alphornmelodie nach Jodeln beziehungsweise ein Jodel nach Alphornklingt. Gar nicht so einfach; denn «die Hörwahrnehmung ist höchst individuell», sagt Ammann. Undselbst wenn: «Ein einzelner Ton ist noch lange kein Beweis für eine tiefgreifende musikalische Verbindung».

Wider der «Tirolerei»

Das Forschungsteam untersuchte auch die Bedingungen, die eine gegenseitige Beeinflussung von Alphorn und Naturjodel begünstigt haben könnten: Waren es vor allem Grossanlässe wie die ersten Unspunnenfeste, die 1805 und 1808 in der Schweiz stattfanden? Waren es Einzelpersonen wie besonders begabte Sennen, oder waren es jene Musiker, die vor den ersten

Touristengruppen auftraten, welche ab Mitte des 19. Jahrhunderts in die Schweizer Berge kamen? Gewiss ist, dass der Eidgenössische Jodlerverband eine grosse Rolle spielte. «Der Verband wurde 1910 gegründet, um das hiesige Volksmusikbrauchtum zu stärken und die Ausbreitung der österreichischen Variante des Jodelns, die sogenannte Tirolerei, zu verhindern», so Ammann.

Geschichtsaufarbeitung statt musikalische Vorgabe

In etwa einem Jahr sollen all die zusammengetragenen Informationen in einer Buchpublikation veröffentlicht werden. Nachdem sich die Forscher einen guten Überblick über die Jodel- und Alphornkultur der Schweiz und Österreichs verschafft haben, werden nun noch ergänzende Daten aus dem deutschen Alpenraum gesammelt. Egal, auf welche Funde sie dabei stossen werden, Ammann betont: «Wir wollen niemandem vorschreiben, wie man Alphorn spielt oder zu jodeln hat.»

Weitere Informationen finden sich auf der Projektwebsite.

Autorin: Simone Busch

Bilder: Priska Ketterer

Lebendiges Kulturgut

Das längste Alphorn misst 47 Meter. Gebaut wurde es von Josef Stocker aus Kriens LU und dem US-Amerikaner Peter Wutherich.

Die erste bekannte schriftliche Erwähnung eines Alphorns in der Schweiz ist datiert auf 1527. Von damals stammt ein Eintrag in einem Rechnungsbuch des Klosters von St. Urban.

Der Eidgenössische Jodlerverband zählt aktuell über 20’500 Mitglieder (inkl. Nachwuchs).

An der Hochschule Luzern haben seit 2012 in den schweizweit einzigen Volksmusik-Studiengängen 21 Frauen und Männer einen Abschluss gemacht.

  • Vermutet wird ein gemeinsamer Ursprung von Alphorn und Jodel im jahrhundertealten «Kuhreihen». Mit diesem jodelähnlichen Gesang trieben Sennen und Hirten früher ihr Vieh zusammen oderberuhigten es beim Melken. «Er wird oft als frühe Form von Alphornmelodien gesehen», erklärt Ammann. Der Musikethnologe und seine beiden wissenschaftlichen Mitarbeitenden Andrea Kammermann – sie ist vor allem für die Instrumentenkunde zuständig – sowie Yannick Wey – er führt Klanganalysen durch – haben inzwischen unzählige literarische Quellen, Notenmaterialien und Bilderstudiert. Zudem haben sie selbst Tonaufnahmen gemacht und alte angehört. Das Alphornbesitzt keine Klappen, Züge oder Ventile, und die Rohrlänge ist nicht veränderbar. «Daher ist es bezüglich bespielbarer Töne auf die Naturtonreihe beschränkt», so Ammann und ergänzt:«Interessanterweise beschränkt man sich auch beim Jodeln häufig auf die gleichen Tonstufen wie beim Alphornspielen. » Dabei scheint besonders ein Ton, der typischerweise auf dem Alphorn gespielt wird, eine besonders heisse Spur zu sein: das sogenannte «Alphorn-Fa». In bestimmten Gegenden der Schweiz wird es auch von Jodlern verwendet. Am diesjährigen Eidgenössischen Jodlerfest in Brig wurde gar ein kleines Experiment damit gemacht. Besucherinnen und Besucher sollten anhand von Klangbeispielen sagen, ob eine Alphornmelodie nach Jodeln beziehungsweise ein Jodel nach Alphorn klingt. Gar nicht so einfach; denn «die Hörwahrnehmung ist höchst individuell», sagt Ammann. Und selbst wenn: «Ein einzelner Ton ist noch lange kein Beweis für eine tiefgreifende musikalische Verbindung».

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